Die Knackigkeit royaler Arschbacken - dank Matt Smith!

Gekrönten Hauptes in die Seifenoper

 

Prinz Philip, Duke of Edinbourgh, erklärter Liebling der Briten und Prinzgemahl von Königin Elizabeth II von Großbritannien hat kürzlich angekündigt, sich mit 96 Jahren endlich in den Ruhestand zu verziehen, nach fast 70 Jahren Karriere als Nummer 2 im Schatten seiner Frau – während seine holde Gemahlin mit 91 immer noch voll im Berufsleben steht, und wohl auch so schnell nicht an Rente denkt.

Strickjäckchen, Krone und pflichtbewusster Dackelblick: alles, was frau für den Arbeitsalltag braucht!

Grund genug für uns, die ungekrönten und zum Teil ausgeprägt unroyalistischen Häupter der Film- und Serienrepublik, einmal einen Blick darauf werden zu wollen, wie sie damals begann, die Herrschaft dieses reizenden Ehepaars auf (und in Philips Fall: neben) dem Thron des Britischen Empires.
Dass wir dafür nicht auf die Lektüre von Bunte, Gala oder ähnlichen Fachjournalen für gekrönte Häupter angewiesen sind, verdanken wir Peter Morgan, dem Rolf Seelmann-Eggebert der britischen Film- und Serienlandschaft seit 2006 (als er mir mit seinem Film The Queen einen verregneten Urlaub noch verregneter hat erscheinen lassen.) Denn zum Glück für uns hat er ein Jahr, bevor Prinz Philip seine Ruhestandspläne bekannt gegeben hat, eine 10-teilige Netflix-Serie heraus gebracht:

The Crown

 

Claire Foy spielt mit trotzigem, dramatisch-pflichtbewusstem Blick (einem Gesichtsausdruck, den man am besten als eine Mischung aus Jungfrau von Orleans, Tommys kleiner Schwester Annika und Verstopfung beschreibt), den jungen Kopf unter der titelgebenden Krone (die auf ihr sehr vorbildsgetreu erschreckend riesig wirkt), während Matt Smith an ihrer Seite ihren unbequemen Göttergatten und Prinzgemahl Philip darstellt – ebenfalls ziemlich vorlagentreu, nach allem, was man so hört: von Fettnäpfchen bei Staatsbesuchen bis hin zu nackten Details, die manch einen Zuschauer in helle Verzückung über die perfekte Knackigkeit royaler Arschbacken versetzt haben dürfte, lebt Matt Smith seine Rolle (wieder mal) mehr, als dass er sie spielt.

Irgend jemand hat scheinbar dem Premierminister den Buckel weg operiert! Und wir dachten, sie hätten nur dem König die Lunge raus genommen… (Foto: ©Netflix)

The Crown – eine hochkarätig besetzte, sündhaft teuer produzierte Netflix-Serie, ein emotional packendes Historien-Drama, außerdem eine Studie über Zeroest-World-Problems und eine Royale Seifenoper der Superlative, die die Grundprämisse so vieler Filme und Serien über gekrönte Häupter in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht nur simpel wiederkäut, sondern sie gekonnt deklamiert:

„Königs haben’s auch nicht leicht!

…die können ja auch nicht immer so, wie sie wollen, ne!“

 

Prinz Philip: ent-griechifiziert und ent-deutscht (was für eine Kombination!)

(Wem diese Weisheit nicht originell genug ist, weil er oder sie schon bis zum Erbrechen in Werken wie Victoria, Victoria & Albert, Elizabeth, The Tudors, The Madness of King George, The King’s Speech, King Ralf, Sissi und gefühlten Dutzenden anderer Royaler Schicksalsschmachtfetzen vorgebetet bekommen hat, der (oder die) sollte sich schämen, denn er (oder sie) ist ein böser, böser Mensch, zutiefst anti-royalistisch und wird dereinst in dem für ungewaschene Bolschewiken und Republikanern vorbehaltenen Teil der Hölle schmoren!)

Was es sonst noch zu der Serie zu sagen gibt, zu Besetzung, Ausstattung, Kostümen, Kulissen, Echsenmenschen, Dramaturgie, historischer Akkuratesse, unseren persönlichen Verhältnissen zu Königs und Königins, Lob, Rants, Anekdoten über koreanische Staatsoberhäupter, praktische Tipps und Vorschläge zur Erleichterung des Erwerbs von Adelstiteln… außerdem: wieso man es leichter hatte, David Tennant den Comic-Schurken abzunehmen als Matt Smith den Prinzgemahl, ob Royals nun wirklich arbeiten oder nicht, ob der nackte Winston Churchill eine ebenso große Augenweide ist wie der nackte Prinz Philip, wieso da eigentlich die ganze Zeit gequalmt wird, und wie im Großen, Ganzen und Speziellen das Urteil der einzelnen königstreuen Mitglieder des Hohen House of Lords der Film- und Serienmonarchie über The Crown ausfällt…

Hört am besten einfach in den Podcast rein und fällt selbst ein Urteil.

(…auch über uns und unser Urteil. Solange Ihr uns nicht auf die Guillotine schickt, werden wir wohl damit leben können. Und solltet Ihr danach beschließen, dass es an der Zeit wäre, Monarchien generell abzuschaffen, findet Ihr bei uns mindestens einen tatkräftigen Unterstützer!)

Aus dem Cast verlinkt:

avatar
Oli
avatar
Tim

Felo

Lebt und arbeitet als Trickfilmer in Köln (schon sehr lange). Stammt aber ursprünglich aus Franken (man kann es noch an den "harten und weichen T's" hören.) Geboren: 1973 Serien Doctor Who, Star Trek, Babylon 5, Sherlock, Poirot, Miss Fisher's Murder Mysteries, Jeeves & Wooster, Futurama, Rick & Morty, Family Guy, Misfits, iZombie, The Big Bang Theory, M*A*S*H*... und noch so einige andere. Die Liste könnte wahrscheinlich lang werden... Das will eh keiner lesen, scrollt lieber noch ein Stück weiter runter und schreibt einen Kommentar!

2 Gedanken zu „Gekrönten Hauptes in die Seifenoper“

  1. So… habe jetzt den Cast zu Ende gehört und versuche gerade mal zu rekapitulieren…
    also… Zur Serie ansich, ich kann mich eurem Lob nur anschließen. Ich finde alle Beteiligten, die Optik und so weiter, der Serie klasse. Das kann die BBC einfach. Und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass da viel im Computer entstanden ist. Ein klassischer Kostümfilm (-serie) eben.
    Die Theorie mit den Echsen ist… joa… mir fällt gerade nichts witziges ein.
    Ollies Kritik kann ich etwas nachvollziehen, glaube aber, dass es härter ist, als du denkst. Es ist, davon bin ich überzeugt, kein chilliges Leben. Und ich glaube, man hat wahrscheinlich fast nie Feierabend.
    Über Matt Smiths Darstellung war ich nicht überrascht. Er ist ein hervorragender Schauspieler, finde ich.
    Auch sonst, ich finde, was die Serie wirklich rüber bringt, ist Authentizität. Es wirkt sehr als, ja das könnte tatsächlich so gewesen sein. Anders als beispielsweise Sissi. Das war teilweise so aufgeladen und voller Schmalz, dass es eben übertrieben war.
    So… Ende… ich muss noch was arbeiten…

    1. Man darf auch nicht vergessen, dass Sissi Kind seiner Zeit war, eben so wie The Crown. Übertriebener Realismus wäre bei den Zuschauern von Sissi nicht gut angekommen, schätze ich. Da wollte man herzlich-leichte Romantik.
      Und Sissi hätte durchaus Stoff für sehr harsche und düstere Dramen abgegeben!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert